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Das «Stein-Fieber» breitet sich aus

Heide – Die Steine sind mit bunten Früchten bemalt oder mit Engeln, zeigen Schmetterlinge und Blumen oder kommen als Käfer und Fisch daher. Die liebevoll gestalteten Kiesel landen nicht in einer Galerie, sondern werden versteckt, damit andere sie finden sollen.

«Ein tolles Hobby, dass immer mehr Menschen begeistert», sagt Thomas Palm aus Heide. Die Idee, bemalte Steine zu verstecken, kommt ursprünglich aus den USA. Dort gebe es die Facebook-Gruppe
«painted rocks», erzählt Palm. «Freunde sprachen mich an, warum wir das nicht auch hier in Schleswig-Holstein unter einem anderen Namen machen.» So habe er am 14. März die Facebook-Gruppe
«Küstensteine» gegründet.

Acht Wochen später hat sie bereits rund 4000 Mitglieder. «Die Mitgliederzahl geht gerade fürchterlich durch die Decke», sagt er. «Es ist wie ein Fieber, man steckt andere Leute an. Im Moment nehmen wir jeden Tag mehr als hundert neue Mitglieder auf. Für uns völlig irre, wie sich das entwickelt hat.»

Mittlerweile gibt es die «Küstensteine» nicht nur in Schleswig-Holstein. «Wir haben Mitglieder in Sachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfahlen», sagt Palm. «Unsere Küstensteine sind schon bis Schweden und in die Niederlande gekommen, einer ist sogar nach Pakistan gereist», sagt Palm.

Andrea Rosenfeld, eine Mitbegründerin der Facebook-Gruppe, hat Schleswig-Holstein mittlerweile verlassen. «Ich bin zurzeit die Einzige, die für Hannover Küstensteine malt», erzählt sie. Und sie produziert die Steine nicht nur gerne, sondern auch in Massen. Gleich 50 «Muttertags-Steine» hatte sie fürs Wochenende kreiert – jeder einzelne individuell gestaltet mit Herzen, Schmetterlingen und Blumen. «Zwei Tage war ich daran. Aber man macht es mit Spaß», sagt sie: «Ich bin sehr gespannt, ob davon welche gepostet werden.»

Denn auch darum geht es: «Zu sehen, wie weit ein Stein auf Reisen geht», sagt Anett Maltzahn. Die 42-Jährige hatte 15 Jahre lang in Meldorf an Schleswig-Holsteins Nordseeküste gelebt, bevor sie nach Mecklenburg-Vorpommern in die Nähe von Stralsund zog. Jetzt sammelt sie ihre Küstensteine an der Ostsee. Sie findet in dem Hobby «Ruhe», wie sie sagt: «Die Bemalung verhindert, in Grübelphasen und Denkschleifen zu verfallen. Dass jemand einen dieser Steine findet, und diesem Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubert, ist für mich das größte Geschenk.»

Auch «Simi Bu» versteckt Küstensteine, damit sie gefunden werden: «Meinen ersten Stein gerade in Waren Müritz ausgesetzt», postet sie stolz. Sie hofft auf Menschen wie Britta Möscher. Die geht auf der Suche nach den bunten Steinen jeden Tag mit ihren Hunden spazieren: «Nicht nur malen macht süchtig, bei mir auch danach gucken», schreibt sie auf Facebook.

Dass man einen gefundenen «Küstenstein» behält, ist nicht Sinn der Sache, aber auch ok, sagt Palm. Besser sei, ihn wieder auszuwildern. So wie Bärbel Ehrenberg es vormacht. Sie hat einen Küstenstein an einer Kirche gefunden. «Darf eine Nacht bleiben und geht dann wieder auf Reisen», postet sie.

Fotocredits: Carsten Rehder,Carsten Rehder,Carsten Rehder
(dpa)

(dpa)
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