Köln – Altmodisch und wenig sexy: Das wird dem Cord-Stoff nachgesagt. Wobei: Nein, wird es nicht mehr. Denn das lange Zeit in Verruf geratene, oft auch etwas schäbig wirkende Baumwollgewebe ist schließlich wieder in Mode.
Neben Blazern gibt es im Handel auch lange Mäntel, Overalls, Kurzjacken und sogar Mützen aus Cord. Am wichtigsten für Gerd Müller-Thomkins vom Deutschen Mode-Institut ist aber, dass Cord wieder für Hosen verwendet wird.
Die Rückkehr des Cords sei dem Zeitgeist und der Beschäftigung mit Nachhaltigkeit geschuldet, erklärt der Experte: Baumwolle war einst der Stoff der Arbeiterklasse und Cord lange die Uniform der tendenziell finanziell schwächeren Studenten. Mit dem Tragen von Cord signalisierten Jüngere heute ein Desinteresse an elitären Normen und Dresscodes. Und der Stoff ist nachhaltig – zumindest dann, wenn man ihn im Second-Hand-Laden gebraucht kauft.
Ein Statement gegen die schnelllebige Modewelt
Der Stoff ist für Modefans also interessant, da er unaufgeregt-lässig wirkt und auch ein Statement gegen die schnelllebige Modewelt ist.
Cord als dickes, steifes Material passt dabei auch sehr gut zu den gerade angesagten Oversized-Silhouetten, was sich vor allem in den weiten Palazzo- oder Marlene-Hosen zeigt. Für die Stilberaterin Silke Gerloff aus Offenbach ist das eine zweite optische Grenzziehung der heutigen Träger zu den Modestilen der jüngeren Vergangenheit: Der Oversized-Trend sei eine Antwort auf die zuletzt sehr engen Schnitte.
Cord ist haptisch ein sehr weiches Material, und auch das ist ein Modetrend. Denn Muster verlieren an Bedeutung, «dafür sind die Materialien im Kommen», so Gerloff.
Warm im Winter und vielseitiger als gedacht
Aber Cord ist auch ganz praktisch: Schließlich ist der Stoff gerade im Winter sehr angenehm zu tragen. Er ist gemütlich, spendet Wärme und zeigt sich sehr vielseitig. «Je nach Rippenbreite tritt der Cord ganz unterschiedlich in Erscheinung», erklärt Gerd Müller-Thomkins.
Unterschieden wird nach der Anzahl der Rippen auf zehn Zentimeter Stoff – vom feinen Babycord bis zum groben Kabelcord.
Entscheidend ist dabei aber, wie man den Stoff heute kombiniert. Modern wirkt es zum Beispiel, wenn man Kontraste in einem Outfit setzt, zum Beispiel eine Seidenbluse zur rustikalen Cordhose.
Solche Kontraste sorgen nicht nur beim Material, sondern auch beim Schnitt für Spannung. Hat man sich für eine weite Hose entschieden, sollte das Oberteil entsprechend enger geschnitten sein. «Sonst wirkt man aufgeblasen und doppelt so breit», erklärt Gerloff.
Da Cord sehr weich ist und rasch weiter wird, sollte man beim Kauf darauf achten, die richtige Konfektionsgröße zu wählen.
Abgewetzter Cord hat Charakter
Der Stoff ist zwar sehr robust und wird daher auch gerne für Arbeitskleidung verwendet. Er braucht aber Pflege, damit er lange schön bleibt. Zum Beispiel ist ratsam, Kleidungsstücke aus diesem Material auf links zu waschen und zu bügeln.
Trotzdem wird es passieren: Cord sieht nach kürzester Zeit getragen aus. Das muss aber gar nicht negativ sein. «Der Used-Charakter wohnt dem Cord inne», sagt Müller-Thomkins. Dass das Material bald etwas abgewetzt wirkt, verleihe dem Outfit eine gewisse Lässigkeit. Cord sei eben uneitel, unkonventionell und intellektuell, urteilt der Modeexperte.
Wem das nicht taugt, der könne dem dann manchmal schon fast derben Look mit Farbe gegensteuern, rät Gerloff. Die sowieso in der Mode angesagten Pastelltöne machten den Cord-Look femininer. Elegant wirke zum Beispiel ein Cordblazer in Edelsteinfarben wie Rubinrot oder Smaragdgrün. Kombiniert mit einem Kleid und hohen Schuhen sei der Look so zum Beispiel auch für das Büro geeignet. Ein weiterer Tipp: den Cord Ton-in-Ton tragen, zum Beispiel Cordhose und Seidenbluse.
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(dpa/tmn)